So viel Spaß für wenig Geld

Nachdem ich in meinem letzten Beitrag einen meines Empfindens sehr langen Reisebericht geschrieben habe, gilt es nun, die Wochen vor beziehungsweise nach der Familienreise aufzuarbeiten.

Die Wochen, die auf unser zweites Zwischenseminar folgten, waren sehr vollgepackt. Zum einen neigte sich die in Milton stattfindende „Hockey House League“, also eine Amateurliga, in der Miltons Nachbarschaften gegeneinander antreten, dem Ende zu. Natürlich wollten wir die Jungs aus dem Jugendzentrum, die daran teilnahmen, nicht enttäuschen, weshalb wir fast zweimal wöchentlich der Eishalle einen Besuch abstatten. Letztendlich „zahlte“ sich das auch in zweierlei Dingen aus: zum einen wurden Jonas und ich zu noch größeren Hockeyfans, zum anderen konnten sich zwei fünfzehnjährige RE:SOUL-Besucher mit der Meisterschaft krönen.

Zum anderen waren wir selbst noch in den letzten Spielen der „Volleyball Church League“ involviert. Darin stellen diverse ortsansässige Kirchen Teams, die dann des Gott Lobpreisens wegen jeden Montag zwischen November und April aufeinandertreffen. Wir selbst nahmen als Team der Southside Community Church teil, also der Kirche unsere Supervisor Mike und Breanna. Die Erwartungshaltung war recht niedrig, da wir nur das „B-Team“ der Kirche darstellten, auch wenn wir von Anfang an vier junge, dynamische Germans im Team hatten (Milton-Moffat sowie Georgetown). Aufgrund meiner lädierten Schulter konnte ich auf das Abschneiden unseres Teams nicht immer Einfluss nehmen, und trotz dessen erreichten wir das Finale, in dem wir aber sehr kläglich scheiterten. Zum Abschluss der vergangenen Saison lud uns dann das Ehepaar Martins, dass unser Jugendzentrum tatkräftig unterstützt, zum Rundenabschluss ein. Bei sehr gutem Essen schauten wir ein Basketballspiel der Toronto Raptors, der einzigen kanadischen Mannschaft in der höchsten amerikanischen Spielklasse.

Was assoziieren wir Europäer ganz schnell mit Kanada? Natürlich ihre Ahornblätter, -bäume und der daraus gewonnene Sirup. Deshalb nahm uns eine Familie, die wir durch unsere Kirche kennengelernt haben, eines guten Sonntags nach dem Gottesdienst mit zu einer Sirup-Produktion. Dabei sollten uns aber kein konventioneller Anbau oder gar ein Industriebetrieb erwarten, vielmehr war das gesamte Gelände ein Freilichtmuseum. Dabei wurde die Sirup-Gewinnung zwischen dem Eintreffen der ersten Europäer in Kanada und dem 20.Jahrhundert dargestellt. Uns wurde gezeigt, wie man in den unterschiedlichen Jahrhunderten Bäume bestimmte, anzapfte, die gewonnene Flüssigkeit lagerte und sie letztlich unter großer Hitzeeinwirkung in das „flüssige Gold“ verwandelte. Außerdem war eine ganze Reihe Häuser einem typischen Dorf aus dem Jahre 1850 nachempfunden, wir konnten also so alltagsferne Einrichtungen wie eine Buchdruckerei live erleben. Ich muss sagen, dass man nach einem solchen Tag einen ganz anderen Blickwinkel und eine andere Wertschätzung für solche so aufwendig hergestellten Genussmittel hat.

Direkt vor dem Abflug meiner Familie verbrachten wir, wiedermal mit Team Georgetown, ein verlängertes Wochenende in Barrie. Das ist eine Großstadt, zirka 80km nördlich von Toronto, in der 4 Impactler leben und arbeiten. In erster Linie sind sie für ein Nachmittagsprogramm, genannt Camp Promise, tätig. Dies kümmert sich zwischen mittwochs und freitags um Kinder und Jugendliche aus der Umgebung, die ansonsten Gefahr laufen, nach der Schule unterversorgt zu sein.  Für alldiejenigen möchte das Camp einen sicheren und sinnvollen Ort bieten, an dem sie zur Hausaufgabenhilfe kommen, neue Freunde finden, Spaß mit Musik, Spielen, Sport und anderen Aktivitäten haben, die Bibel und ein wenig mehr über ihren Zweck in dieser Welt erfahren. Der Hauptgrund unserer Anreise lag aber natürlich darin, Zeit mit unseren neu gewonnenen Freunden zu verbringen. Wir begleiteten sie bei ihren Aufgaben im Sonntagsgottesdienst, gingen mit ihnen Einkaufen, spazieren und machten zum Abschluss noch eine größer angelegte Wanderung in einem nahegelegenen Naturreservat.

Und was gibt es jetzt noch über die bisherigen Wochen seit der Abreise zu berichten? Nicht allzu viel, denn egal wo ich mich gerade aufhalte, erwartet mich Arbeit. Das ist weder im Freizeitheim noch dem Jugendzentrum verwunderlich, allerdings „dürfen“ wir bei unserer Gastfamilie in unserer Freizeit als kleines i-Tüpfelchen sowohl die Garage als auch den Zaun streichen. Mit der Garage sind wir inzwischen fast fertig, beim Zaun warten wir aber noch auf besseres Wetter. Das ist inzwischen zwar sehr Frühlingshaft, dennoch kommt es immer wieder zu Schauern.