Home Sweet Home

Während ihr diesen Eintrag lest, sitze ich bereits im Flieger zurück – zu meiner vormaligen Gastfamilie, die mich vor drei Jahren im Rahmen eines Schüleraustausches aufgenommen hat. Dort verbrachte ich alles in allem dreieinhalb sehr schöne Wochen, weshalb auch der Kontakt im Anschluss nie ganz eingeschlafen ist.

Jim, Laura und Eric Keenan

Vor rund einem Jahr nahm mein Austauschschüler dann am „Rückaustausch“, also nach Deutschland, teil und wir verbrachten ein wenig Zeit mit einander. So erfuhr er auch, dass ich kurz vor meiner Reise nach Kanada stand, weshalb es letztlich dazu kam, dass ich in Butte, Montana, eine ganze Woche verbringen werde.

Die Stadt wurde Ende des 19. Jahrhunderts als Bergbausiedlung gegründet und erlebte zeitweilig eine rasante Entwicklung. Nach dem 1. Weltkrieg wuchs der Ort noch schneller und wurde aufgrund seiner reichen Gold- und Silbervorkommen als reichster Hügel der Welt bezeichnet.  Man förderte in mehr als 150 unterirdischen Minen täglich rund um die Uhr Kupfer, Gold und Silber. Butte hatte 1917 als reiche Kupferbergwerksstadt bis zu 100.000 Einwohner. Als die Minen erschöpft waren, verließen die Menschen die Stadt. Vom Reichtum ist nicht viel geblieben. Butte lebt heute vornehmlich vom Tourismus. Die gut erhaltenen Minengebäude ermöglichen das. Berkeley Pit, eine mit verseuchtem Wasser gefüllte Grube eines ehemaligen Tagebaus, ist weltweit bekannt. Mit der dortigen High School findet seit 1990 regelmäßig ein Schüleraustausch mit meiner ehemaligen Schule statt.

Vor exakt einer Woche durfte ich Jonas am Flughafen abholen, was uns vor Augen führte, dass nun unser letzter Monat in Kanada anstand. Er hatte äußerst viel zu erzählen, schließlich verbrachte er ganze drei Wochen im Westen Kanadas. Er berichtete unter anderem über das erste Aufeinandertreffen mit seinen fernen Verwandten in Alberta, eine zweitägige Tour auf Pferden als Geburtstaggeschenk für seine Schwester und dem Geruch nach Marihuana, der ihm überall auf Vancouver Island vor der kanadischen Westküste entgegenschlug. Besonders in Erinnerung blieb ihm aber ein Aufeinandertreffen mit einem Schwarzbären auf einem Campingplatz…

Die erste Arbeitswoche in den Sommerferien wurden wir im RE:SOUL sowohl positiv als auch negativ überrascht. Wir hatten die seit Beginn unseres Einsatzes niedrigste Besucherzahl (2 Kinder am Mittwochnachmittag), gleichzeitig verabschiedeten sich am Freitag all diejenigen Jugendlichen, die wir in den nächsten Wochen nicht mehr sehen werden, überschwänglich bei uns beiden Deutschen. Bei uns flossen zwar keine Tränen, aber es war doch sehr prägend zu wissen, dass wir manche dieser Zeitgenossen möglicherweise nie wieder sehen werden.

Hoffentlich halten euch die momentanen Rekordtemperaturen in Europa nicht davon ab, mal draußen an die frische Luft zu kommen! Ich versuche, mich wieder in zwei Wochen zu melden.