Ein Besuch steht an

Der Winter in Kanada ist kalt, sehr kalt und wird hoffentlich so bleiben. Wir erleben inzwischen einen echt kanadischen Winter, wenn man nach Kens Meinung geht. Dazu gehört natürlich auch ordentlich Schnee. Durch die kalten Temperaturen ist der größte See des Retreat Centers zugefroren, was nicht nur wunderschön aussieht, sondern auch das Skaten auf dem See ermöglicht. Davon sind Jonas und ich aber nur Leidtragende, denn wir haben dafür zu sorgen, dass jede Gruppe ein Hockeyspielfeld, befreit von Schnee, vorfindet. Bis wir mit dieser „Mammutaufgabe“ fertig sind, kann auch Mal ein ganzer Nachmittag verstreichen. Und das Schlimmste an der ganzen Sache ist, dass wir nicht Mal in der Lage sind, schlittschuhzulaufen…

Die Aufgaben im Freizeitzentrum bleiben den Winter über generell dieselben. Zum Arbeiten auf dem Eis gesellt sich noch das Befreien der Solaranlagen vom Schnee und das allseits beliebte Putzen der Räumlichkeiten. Da im Winter tendenziell nicht so viele Gäste zu Besuch kommen, gibt es hier jedoch nicht allzu viel zu tun. Deshalb kommen wir mit unserem Projekt, eine Hängebank für den See zu bauen, gut voran. Inzwischen müssen wir „nur noch“ die Rücken- sowie die Armlehnen befestigen und dann geht’s ans Streichen. Die Bibelarbeiten, die wir dienstagmorgens mit unserem Leiter haben, sind jedes Mal grandios. Auch wenn er manchmal vergesslich oder gar senil wirkt, so ist er doch äußerst sattelfest in Gottes Wort.

Auf der Kehrseite bringt der Winter viele Snow-Days mit sich, also Tage, an denen die Schule aufgrund der Wetterlage nicht stattfindet. An solchen Tagen ist es meist absehbar, dass wenige Kinder das RE:SOUL besuchen werden, weshalb wir schließen müssen. Auch wenn das mehr Freizeit für Jonas und mich bedeutet, dir wir teilweise sinnvoll nutzen, stimmt es uns traurig. Vor allem bleibt es uns dann verwehrt, Street-Hockey zu spielen, in dem wir langsam zu ernst zu nehmenden Gegnern werden.

Für Kenner sollte es kein Problem sein, die Germans unter den vielen Leuten im Jugendzentrum zu entdecken

In unserer Freizeit gehen wir viel an die Natur, meist individuell. Dabei statten wir meistens einem der sieben Parks der Halton Conservation Area einen Besuch ab. Für uns Deutsche ist es sehr befremdlich, dass für solch kleine Naturschutzgebiete Eintritt verlangt wird, aber mithilfe der Jahreskarte unserer Gastfamilie haben wir den fast immer umgangen. Dabei habe ich auch das Langlaufen, im Englisch „Cross-Country Skiing“, für mich entdeckt. Bislang dachte ich immer, Langlaufen sei langweilig, kein Sport für mich und eher für meine Großeltern. In diesem kanadischen Winter habe ich beschlossen, diese Sportart selbst auszuprobieren und mir ein Bild zu machen. Auf den ersten Kilometern hätte man durchaus Mitleid mit mir bekommen können, und auch jetzt, nach rund 20km, lässt sich an meiner Technik noch einiges verbessen.

Mein Fazit lautet aber, dass mich der Sport begeistert hat, er einen den Kopf frei bekommen lässt und dabei den ganzen Körper und viele Muskelgruppen fordert. Wer bereits Erfahrungen im Inlineskaten oder alpinen Skifahren hat, wird Gemeinsamkeiten feststellen, die den Einstieg erleichtern. Da ganz untypischer Weise ziemlich spät, also erst gegen Januar, viel Schnee fiel, wird es sich hierbei aber um ein sehr kurzweiliges Hobby während meines Aufenthalts handeln.

Sonntags, in unserer Baptistengemeinde, übernehmen wir inzwischen auch Verantwortung. Jonas begleitet mit seiner Gitarre das Musikteam, während ich trotz unzufriedenstellendem Englisch die Schriftlesung übernehme. Wir beide und unsere Arbeit liegen dem Pastor wirklich am Herzen, und das zeigt sich. In seinen Predigten schweift er zwar des Öfteren ab, erzählt stattdessen aus seinem Leben. Wir denken aber, dass das für Christen, die erst vor kurzem zu Jesus gefunden haben (davon wimmelt es nur so in dieser Gemeinde), genau das Richtige ist.

Mein März wird sehr abwechslungsreich, verbunden mit viel Urlaub:
Zunächst werden ein paar Freunde „vorbeischneien“, dann werden wir im Jugendzentrum in Folge von Schulferien nur verkürzte Öffnungszeiten anbieten und anschließend geht es nach Moffat für eine Woche, mit all den anderen Deutschen.

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