Weihnachten und Urlaub

Ich hoffe ihr hattet ein gesegnetes Weihnachtsfest und ein paar entspannte Tage.

Die Kanadier feiern am 24. Dezember noch kein Weihnachten. Für sie ist der Weihnachtsmorgen (am 25. Dezember) bedeutender. Sie hängen “Stockings” (Socken) mit Geschenken an den Kamin und dann werden die Geschenke am Weihnachtsmorgen geöffnet.

Wir haben dann auch den Weihnachtsmorgen mit unseren Gasteltern bei einem Brunch gefeiert, zu dem sich auch Jennifers Eltern dazugesellten, und abends waren wir bei unserem Pastor eingeladen. Es war eine sehr ausgelassene Feier mit vielen britischen Eigenheiten und Traditionen, bei der wir uns prompt wohlfühlten.

Tags drauf folgten wir dann Kens Einladung, die restlichen Feiertage im Erholungszentrum zu verbringen, und so stand uns gemeinsam mit den Mädels aus Georgetown das gesamte Grundstück zur Verfügung. Doch eigentlich ist am 26.Dezember in Kanada nicht mehr wirklich Feiertag, da viele Geschäfte schon wieder geöffnet haben und beim sogenannten „Boxing-Day“ mit Rabatten um die 70% locken, um ihre Waren los zu bekommen. Ich habe selbst noch den Pullover, den wir von unserer Gasteltern geschenkt bekommen haben, umgetauscht und dabei erfahren, dass sie sich bei ihrem Geschenk wirklich nicht lumpen lassen haben. Das Bittere ist jedoch, dass Manche so verrückt sind und schon seit 6 Uhr morgens vor dem Laden stehen, um etwa einer der ersten 100 Kunden zu sein und einen kostenlosen Fernseher zu bekommen, wobei jedes Jahr Leute totgetrampelt werden – was manche nicht alles für einen Fernseher tun.

Nach ein paar erholsamen Tagen in der Abgeschiedenheit musste am 28.Dezember alles ganz schnell mit putzen, packen und Reisedokumente sammeln gehen, denn für mich und 15 weitere Impactler ging es über Neujahr nach New York City. Mit dem Bus waren es um die 10 Stunden Nachtfahrt von Toronto, was nach anfänglichen Schwierigkeiten mit einem voll gebuchten Greyhoundbus doch noch ganz gut, nur leider nicht besonders schlafreich von Statten ging.

Am ersten Tag sind wir über die Brooklyn Bridge gelaufen, haben dem Financial District sowie dem Bullen der Wallstreet einen Besuch abgestattet und fuhren mit der Fähre auf die Staten Island.

Nun zum Sightseeing: Für die Hälfte der Gruppe habe ich einen Sightseeing-Pass gebucht, mithilfe dessen wir ab dem 30.Dezember an drei aufeinanderfolgenden Tagen die Stadt, die niemals schläft, ausführlich erkundeten.  Wir waren beim One World Trade Center, den beiden 9/11 Gedenkbrunnen sowie dem dazugehörigen Tribute Center (sehr spannend & bewegend), hoch oben auf dem Rockefeller, bei der Freiheitsstatue und wetteiferten mit Rennradfahrern im Central Park. An Sylvester befanden wir uns dann in unmittelbarer Nähe des Time Squares (was von der Stimmung und vom Feuerwerk etwas enttäuschend war, aber was könnte schon mit der Jahresendfreizeit des heimischen ECs mithalten?).

Den USA-Trip ausgeklungen haben wir dann in Washington D.C (District of Columbia – für jemanden, der/die sich schon immer gefragt hat, was das heißt) gemacht. So waren wir also bei diversen Denkmälern für die alte Präsidenten, im Capitol (was unserem Bundestag gleich kommt), vor dem Weißen Haus und standen an der Stelle, wo Martin Luther King Jr. damals seine bekannteste Rede „I have a dream“ gegen Rassendiskriminierung gehalten hat. Jetzt im Nachhinein haben wir fast einstimmig entschieden, dass wir Washington New York vorgezogen hätten, auch wenn der momentane „Shutdown“ seine Wirkung zeigte. Viele öffentlichen Einrichtungen, allen voran Museen, mussten zwangsweise schließen, da niemand für die Gehälter der Mitarbeiter aufkommt.

Abschließen möchte ich aber mit dem „Krassesten“, was zwei Impactler, seitdem Ken die Stelle bei der Liebenzeller Mission Kanada innehat, je getan haben. Jonas und ich wollten des Abenteuers Willen für ein ganzes Wochenende Trampen, mit der einzigen Einschränkung, spätestens an Heiligabend wieder bei unserer Gastfamilie einzutreffen.  Wir hatten kein Bargeld und wollten keines ausgeben. Damit wir trotzdem soweit wie möglich in den Norden vordringen würden, stellten wir uns mit dem Daumen nach oben an die nächstbeste Autobahnausfahrt, leider direkt am Gefängnis gelegen, und hofften auf nette Menschen, die Lust hätten, uns mitzunehmen. Am ersten Tag meinte es das Schicksal sehr gut mit uns, wir bekamen ein paar Sonnenstrahlen und fanden immer bessere und nettere Lifts, wie Tramper die Mitfahrgelegenheiten nennen. Alles in allem kamen wir durch sechs Mitfahrgelegenheiten über 400km weit und landeten am Ende in Sudbury. Meine erste Trampreise war bis dahin aufregend, aber trotzdem überraschend entspannt und unglaublich anekdotenreich verlaufen. Beispielsweise nahmen uns zwei Frauen mit, die auf die Frage, in welcher Beziehung sie zueinanderstehen, antworteten, dass die Eine die Schwester der anderen daten würde. Doch der zweite Tramptag hatte es dann in sich und hielt alles für uns bereit, was wir eigentlich schon tags zuvor erwartet hatten. Nach einem halben Tag draußen in der Kälte erbarmte sich erst kurz vor 21.00 Uhr ein junger Zimmerman unserer und fuhr uns praktischerweise bis kurz vor Toronto. Mit Jonas habe ich meinen bis dato wohl spannendsten Urlaub erlebt. Reich an Abenteuern und Kuriosem – und komplett kostenlos.

Ich bete, dass wir alle das Jahr mit neuer Energie, Zielen und dem erneuerten Wunsch beginnen, sich dem Einen zu nähern, der alles neu macht!