Das erste Mal Toronto und unser Umzug

Es liegen schon wieder mehr als zwei Wochen hinter uns seit meinem letzten Beitrag, und bereits jetzt habe ich das Gefühl, dass die Zeit hier im Einsatz wie im Flug vergeht. Gerade deswegen versuchen sowohl Jonas als auch ich, möglichst viel aus jedem einzelnen Tag herauszuholen.

Am 22.September unternahmen wir unseren ersten Tagesausflug nach Toronto, und auch wenn wir uns aufgrund der Tatsache, dass wir uns nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt haben, nur im Stadtkern aufhielten, wurden wir keineswegs enttäuscht. Gestartet sind wir bereits gegen 8.00 Uhr morgens, sodass wir rund eine Stunde später im sogenannten „Old Toronto“ und somit dem Teil der Stadt eintrafen, auf dem sich die Wolkenkratzer Torontos konzentrieren. Von dort aus begaben wir uns dann zunächst zum Wahrzeichen der Stadt, dem CN Tower, dessen schiere Höhe einen durchaus überwältigen kann. Da uns der Ticketpreis zum Besichtigen der Aussichtsplattform allerdings auch überwältigte, ging es für uns weiter nach Chinatown und den dort angrenzenden Kensingten Market. Beides kam gegenüber dem geschäftigen Treiben, das wir noch in „Old Toronto“ gesehen hatten, einem vollkommenen Tapetenwechsel gleich: in Chinatown erlebten wir eine vollkommen andere Welt, die sich so stark vom restlichen Toronto abhebt, dass sogar die Straßenschilder auf Mandarin geschrieben sind. Auf dem Kensingten Market fühlten wir uns dagegen wie in Berlin-Kreuzberg. Es ist ganz sicherlich der „dynamischste“ und vielfältigste Teil der Stadt, denn hier treffen allerlei Kulturen, Sprachen und Konfessionen auf engstem Raum aufeinander.

Nachdem wir hier zu Mittag Burger gegessen haben, liefen wir dann genau in die entgegengesetzte Richtung hin nach Osten. Dort fühlten wir uns, ähnlich wie bereits in Chinatown, völlig fremd, denn auch wenn die Wolkenkratzer nur wenige 100m entfernt sind, waren wir doch zu einem sozialen Brennpunkt gelangt, der von heruntergekommenen Plattenbauten dominiert ist. Trotz alledem und den vielen Kilometern, die bereits in unseren Beinen steckten, hielten wir noch Ausschau nach einer Besucherplattform, auf die wir kostenlos kämen. Die fanden wir dann alsbald, nämlich im 51.Stock des Manulife Centre, in dem sich ein Panorama-Restaurant befindet. Den Tag ausklingen ließen wir dann wiederum in Old Toronto, um gute Nachtaufnahmen zu erhalten.

Sonntags besuchten wir dann zum ersten Mal die Gemeinde unserer Gasteltern, mit der wir uns aber wohl nicht anfreunden werden. Regelrecht überwältigt hat uns die allwöchentliche Besucherzahl (rund 5000 Personen) und die daraus resultierende Anonymität sowie das fehlende Gefühl, einer Gemeinschaft anzugehören.

Montagabend wagten wir es (auch) zum ersten und bisher einzigen Mal, mit dem Rad nach Moffat. Die rund eineinhalbstündige Fahrt empfanden wir unter den noch recht sommerlichen Bedingungen noch als keine Tortur und so ging es tags drauf frisch ans Werk. In den kommenden beiden Tagen machten wir viel Holz unter der Verwendung eines Holzspalters und fühlten somit den Großteil des Unterstands.

Am Wochenende wurden wir in die Putzpläne unserer Gastfamilie richtig eingespannt, denn es musste alles für Jonas und meinen bevorstehenden Umzug in das untere Stockwerg hygienisch sauber sein. Wir beide sind sehr froh darüber, dass wir die Kinderzimmer im Haus nicht mehr als Rückzugsort betrachten müssen und erhoffen uns durch den Platzwechsel mehr Freiheit in Beziehung zu unserer Gastfamilie.

Noch am selben Abend feierten wir zudem Jonas 19.Geburtstag, und dafür ging es „stilecht“ in ein schwäbisches Gasthaus, wo uns Rindsleber, Schnitzel und Kartoffelsalat serviert wurde. Außerdem bekam Jonas „deutsches“ Brot sowie schwäbischen Kartoffelsalat als Geburtstagsgeschenk.

In dieser Woche ist uns noch nicht allzu viel Nennenswertes widerfahren, aber alle Augen sind natürlich auf das kanadische Thanksgiving gerichtet, dass wir heute mit unsere Gastfamilie und derer Verwandtschaft feiern werden. Um auch unsere Besucher im RE:SOUL darauf einzustimmen, gab es am Donnerstag Truthahn vom Grill, Kartoffelbrei sowie Gemüse und ich glaube, dass wir damit alle von unseren Kochkünsten überzeugen konnten (bisher haben wir für das gemeinsame Abendessen donnerstags lediglich Hot Dogs, Bratkartoffeln und Spaghetti zubereitet).